Während innerhalb Russlands das Verbot kritischer Medien eine beinahe karikaturhafte Erzählung über traditionelle Werte und die Notwendigkeit der »Militärischen Spezialoperation« hervorbringt, arbeiten sorgfältig geplante Propagandaaktionen im Rest der Welt an der Destabilisierung demokratischer Gesellschaften. Ein planmäßiger Wahnsinn überzieht das Land. Er zeigt sich in inflationär gebrauchten Euphemismen und Hassreden, als Denunziation und in einem bis ins Subtilste durchdachten Strafregime. Und es ist ein Wahnsinn mit Geschichte. Denn die Gewalt, die die russische Gesellschaft unerbittlich im Griff hat, ist eine Fortführung der paranoiden Suche nach Feinden, der nächtlichen Verhaftungen, Durchsuchungen und Folterungen sowie der Gulags aus dem Sowjetregime – in grellem, neuem Gewand und verschmolzen mit dem Gangstertum der Neunzigerjahre. In diesem Vortrag zeigt Irina Rastorgueva aus der eigenen Erfahrung und anhand kremlkritischer und russlandtreuer Autoren das Wirken der russischen Selbstvergiftung. Irina Rastorgueva studierte Philologie an der Staatlichen Universität Sachalin und arbeitete als Kulturjournalistin für mehrere russische Zeitschriften und Radiosender. Sie ist Autorin zahlreicher wissenschaftlicher Artikel über die Theorie und Geschichte der Literatur und des Journalismus des 20. Jahrhunderts. Von 2011 bis 2017 war sie Dramaturgin am Tschechow-Theater Sachalin. Seit 2017 arbeitet sie als Autorin und Grafikerin in Berlin. Sie schreibt u. a. für die FAZ, die NZZ und das Magazin Osteuropa.
Die NGO „African Parks“ verwaltet eine Fläche von der Größe Großbritanniens. Die Organisation unterhält bewaffnete Kräfte mit weitgehenden Befugnissen zum Schutz der Gebiete – vor Terroristen, vor Wilderern und vor der Bevölkerung. Einheimische dürfen das von ihnen traditionell genutzte Land nicht mehr betreten, es kommt zu Folter und Vergewaltigung. Der Safari-Tourismus, Spenden von Milliardären und westlichen Regierungen - auch der deutschen - bringen reiche Einnahmen. An der Spitze steht eine weiße Elite, die alles daransetzt nur schöne Bilder von Großwild und intakter Natur nach außen dringen zu lassen. Olivier van Beemen hat drei Jahre lang über die Organisation recherchiert, unzählige Insider, Aussteiger und Anwohner der Parks befragt und sich nicht von Verhaftung, Spionagevorwürfen und Abschiebung abschrecken lassen. In seinem Vortrag zeigt er, was die Militarisierung des Naturschutzes anrichtet, wie die einheimische Bevölkerung drangsaliert wird und wie eine weiße Exekutive ohne demokratische Kontrolle im Namen einer „unberührten“ – menschenleeren – Natur herrscht. Olivier van Beemen ist ein niederländischer investigativer Journalist, der sich vor allem mit Afrika beschäftigt. 2019 wurde er mit dem "Tegel", dem wichtigsten niederländischen Journalistenpreis, ausgezeichnet. Seine Artikel erscheinen in internationalen Zeitungen wie The Guardian oder Le Monde.
Länderkunde
Mit dem Fahrrad zum Nordkap“ erfüllte sich der Referent Alois Hackermeier einen lang
gehegten Traum. Erleichtert wurde die mehr als zwei Monate dauernde Radreise durch
wochenlanges Schönwetter. Die Strecke führt zu kulturellen und landschaftlichen
Höhepunkten Skandinaviens.
Die Radtour beginnt auf Sylt und führt entlang der Westküste Dänemarks. Von Hirthals wird
nach Norwegen übergesetzt. Die Hauptstadt Oslo bietet ein Königsschloss, historische
Gebäude, moderne Architektur und mit dem Holmenkollen die Wiege des nordischen
Skisports. Über schneebedeckte Hochebenen und durch blühende Täler geht es weiter an die
Westküste. In der Hansestadt Bergen feiern die Norweger ausgiebig in Landestracht ihren
Nationalfeiertag. Spiegelblanke Fjorde, senkrechte Felswände, riesige Wasserfälle,
Schneefelder und Gletscher bei strahlend blauem Himmel begeisterten den Fotografen am
Nord- und Geirangerfjord. Der Nidarosdom in Trondheim war im Mittelalter die
Krönungsstätte der norwegischen Könige. Die über 700 km lange, von vielen Fähren
unterbrochene Küstenstraße Fv 17 verläuft nahe der norwegischen Atlantikküste. Die Lofoten
zählen zu den beeindruckendsten Landschaften der Welt; spitze Berge, bunte Häuser und
Fischerboote charakterisieren die Inselgruppe. Mit der Hurtigruten wird um Mitternacht in
den engen Trollfjord - einen der kleinsten und spektakulärsten Fjorde Norwegens – gefahren.
Tromsö – die nördlichste Universitätsstadt der Welt - überrascht mit einer üppigen
Gastronomie. Die Region ab Hammerfest bis zum Nordkap gehört zur arktischen
Vegetationszone – karg, landschaftlich trotzdem reizvoll aber für den Radfahrer spürbar kalt.
Auf der Rückreise werden die finnische Hauptstadt Helsinki, Stockholm und die Insel
Gotland in der Ostsee besucht.
(Anmeldung oder Abendkasse möglich).